Verdichtung: Herausforderung und Chance zugleich

Die wachsende Bevölkerung und der knappe Boden zwingen zur Verdichtung. Diese ist kein Übel, sondern eine Chance für die Siedlungsentwicklung.

In der «Neuen Zürcher Zeitung» vom 5. März 2023, befassen sich gleich zwei Artikel mit dem Thema Verdichtung.

Vittorio Magnano Lampugnani legt in seinem Beitrag eindrücklich dar, wie Agglomerationen, in denen immerhin 70% der Europäer wohnen, mehrheitlich unkoordiniert und ohne übergeordneten Gesamtplan entwickelt worden sind. Um diese vorstädtischen Ballungsräume mit den urbanen Zentren zu verbinden, waren gewaltige Infrastrukturprojekte und eine angeheizte Mobilität die Folge. Die Zersiedelung ist das leidige Resultat dieses planlosen Handelns. Der Autor fordert denn auch, diese «wirren suburbanen Konglomerate der Peripherie in urbane Quartiere zu verwandeln». Diese sollen funktional, sozial, ästhetisch und umweltschonend zugleich konzipiert sein. Ausgangspunkt bildet wiederum der Bestand, der erhalten und zu begrünten, begegnungsfördernden Quartieren entwickelt werden soll. Der Erhalt erweist sich dabei nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus kulturellen Gründen, als Notwendigkeit.

An diesen Missstand anknüpfend, stellt Andres Herzog die Verdichtung als Lösung dar. Während die Schweizer Gesetzeslage verdichtetes Bauen als Notwendigkeit propagiert, bietet sich dadurch gleichzeitig die Chance zur Stärkung des öffentlichen Raumes sowie zur Förderung des sozialen Zusammenhalts einer Gesellschaft. Verdichtung ist mehr als die Schonung der Ressource Boden und Energie. Das Potenzial «aufzustocken, umzubauen, anzubauen oder umzunutzen» sei ausreichend, um den 10 Mio. Menschen, welche gemäss Prognose des Bundesamtes für Statistik 2040 in der Schweiz leben werden, Platz zu gewähren, ist Herzog überzeugt. Dabei muss die erhöhte Dichte – sowohl in Bezug auf die bauliche Verdichtung als auch die Nutzungsdichte (m2 HNF/Bewohner:in) – nicht zwangsläufig mit Qualitätseinbussen einhergehen. Diverse Beispiele haben verdeutlicht, dass diese architektonischen Herausforderungen mehrwertstiftend gelöst werden können, und keineswegs in weniger Lebensqualität münden müssen, im Gegenteil.

Hier geht’s zu den Artikeln:

«Die Agglomeration ist das Aschenputtel der Vorstadt. Sie muss endlich wachgeküsst werden», Vittorio Magnano Lampugnani, NZZ, 05.03.2023
«Bei richtiger Planung haben mehr als zehn Millionen Menschen Platz in der Schweiz – ohne zusätzliche Verschandelung der Landschaft», Andres Herzog, NZZ, 05.03.2023

Kommentar

Den Bestand zu erhalten, zu verdichten und diesen zu zukunftsfähigen, d.h. menschen- und umweltfreundlichen Quartieren weiterzuentwickeln, bildet die Ausgangslage für den Umbau des Schweizer Gebäudeparks.

Nachhaltige Immobilienentwicklung beginnt somit mit der Raumplanung und wird mit der Quartierplanung fortgesetzt. Schliesslich wird sie mit einer sorgfältigen, auf Beständigkeit und Ressourcenschonung ausgerichteten Architektur des Gebäudes und seines unmittelbaren Aussenraums sowie einem professionellen Unterhalt zum Abschluss gebracht.

Das sind Prinzipien, die im SSREI Berücksichtigung finden und es daher ermöglichen, das jeweilige Objekt im Zusammenspiel mit seiner Umgebung und belebten Umwelt zu beurteilen. So wird der Notwendigkeit zur Verdichtung mit den Bewertungsindikatoren «Nutzungsdichte» sowie «Ausnützung und Erweiterungspotenzial» gezielt Rechnung getragen. Mit den Indikatoren «Grundversorgung und öffentliche Begegnungsorte», «Soziale Kontakte im Innen- und Aussenraum» oder «Anbindung an den öffentlichen Verkehr» wird die Liegenschaft im Siedlungs- respektive Quartierkontext beurteilt.

Eine Übersicht zu den einzelnen Bewertungsindikatoren findet sich im Handbuch.

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