Nachhaltigkeit im Bauwesen: Wie Beton Kreislaufwirtschaft und CO2-Reduktion vereint

Beim Projekt «Läbe im Burgereziel» wurde Beton mit recyceltem Betongranulat und gespeichertem CO2 verwendet. Bild: Losinger Marazzi

In der heutigen Bauwirtschaft wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. Ressourcenschonendes Bauen und das Schliessen von Materialkreisläufen sind zentrale Elemente dieses Wandels. Besonders Beton spielt dabei eine Schlüsselrolle, da er nicht nur vollständig recycelbar ist, sondern auch als CO2-Senke dienen kann.
Schonung wertvoller Ressourcen und kurze Transportwege

Beton ist ein vielseitiger Baustoff, der seit Jahrhunderten im Bauwesen verwendet wird. Was viele jedoch nicht wissen: Beton lässt sich – im Vergleich zu anderen Baustoffen, die thermisch verwertet werden müssen – nahezu vollständig recyceln. Durch den Einsatz recycelter Gesteinskörnungen in Beton können wertvolle Ressourcen geschont und Stoffkreisläufe werterhaltend geschlossen werden.
Woher stammen die Ressourcen? Diese Gesteinskörnungen stammen aus rückgebauten Gebäuden und anderen Betonbauten, die zerkleinert und wiederverwertet werden. Ein entscheidender Vorteil für Bauprojekte in der Schweiz ist, dass das gesamte Material lokal gewonnen und weiterverarbeitet wird. Dies führt nicht nur zu einer Schonung der Ressourcen, sondern auch zu erheblich reduzierten Transportwegen und verhindert die Belastung der sonst schon stark belasteten Infrastruktur. Dadurch werden nicht nur Kosten gesenkt, sondern auch CO2-Emissionen, die bei langen Transporten anfallen würden, deutlich vermindert.

Hochwertig, nachhaltig und wettbewerbsfähig

Ein Vorurteil gegenüber Beton mit recycelter Gesteinskörnung ist der vermeintliche Qualitätsverlust. Diese Bedenken sind jedoch unbegründet. Recyclingbeton, der sowohl primäre als auch sekundäre Gesteinskörnungen enthält, erfüllt insbesondere im Hochbau die geforderten Eigenschaften zuverlässig. Dies zeigt, dass nachhaltiges Bauen mit Recyclingbeton ohne Qualitätseinbussen möglich ist und zugleich Ressourcen schont. Auch preislich bleibt der Beton durch das Beimischen von sekundären Gesteinskörnungen wettbewerbsfähig und kann zusätzlich noch in die Lage versetzt werden, CO2 aktiv zu speichern.

Der Kreislaufgedanke in der Praxis

Bei Bauprojekten sollten Bauherren und Planer prüfen, ob bestehende Strukturen erhalten und Gebäude umgenutzt werden können. Betonstrukturen zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit und Robustheit aus, was eine Umnutzung von Gebäuden möglich macht. Ist eine Umnutzung jedoch nicht möglich, muss das Gebäude rückgebaut werden. Dabei fallen in der Schweiz jährlich ungefähr 7,5 Millionen Tonnen Betonabbruch an. Obwohl diese Menge nicht ausreicht, um den gesamten Betonbedarf in der Schweiz zu decken, ist das recycelte Material wertvoll, da es nahezu vollständig wiederverwertet werden kann und somit den Bedarf an Primärmaterial, also neuer Gesteinskörnungen und den Bedarf an Deponieraum reduziert.

Erfolgreiche Beispiele: Papieri-Areal und «Läbe im Burgereziel»

Ein exemplarisches Projekt für den Einsatz von Beton mit rezyklierter Gesteinskörnung ist das Papieri-Areal in Biberist. Künftig wird das Areal zu einem Zentrum für Gewerbe und Industrie ausgebaut, wobei ein Teil neu erstellt und ein Teil des Bestands dank robusten Tragstrukturen aus Beton umgenutzt und somit erhalten bleiben kann.
Auf dem ehemaligen Industrieareal mit 260 000 m² Fläche und rund zwei Millionen Kubikmetern Raumvolumen wurde der rückgebaute Beton vor Ort zerkleinert und für die Wiederverwertung aufbereitet. Durch eine mobile Speicheranlage konnte CO2 im recycelten Material aktiv gebunden werden – etwa 10 kg pro Tonne Gesteinskörnung. Das CO2 stammt aus einer Kläranlage im Raum Bern und bleibt durch eine chemische Reaktion permanent in der rezyklierten Gesteinskörnung gebunden Ein Teil dieses in Biberist aufbereiteten Materials wird gleich wieder vor Ort als neuer Beton eingesetzt. Der Rest wird für Projekte in der nahen Umgebung eingesetzt.
Ein weiteres innovatives Beispiel ist das Stadterneuerungsprojekt «Läbe im Burgereziel» in Bern, realisiert von der Immobilienentwicklerin Losinger Marazzi. Es zählt zu den ersten Wohnbauprojekten in der Schweiz, bei dem diese Technologie der aktiven CO2-Speicherung in rezyklierter Gesteinskörnung zur Anwendung kam.
Die Kombination aus rezyklierter Gesteinskörnung und der aktiven CO2-Speicherung bringt nicht nur Ressourceneinsparung mit sich, sondern führt auch zu einem Beton mit gleichwertigen statischen Eigenschaften.

Nachhaltiges Bauen als Zukunftsmodell

Der Einsatz von Beton mit recycelter Gesteinskörnung ist ein wesentlicher Schritt hin zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft. Er schont Ressourcen, reduziert Bauabfälle und trägt zur Senkung von CO2-Emissionen bei. Die Zukunft liegt in der konsequenten Weiterentwicklung dieser Technologien, wie sie bereits in Projekten wie dem Papieri-Areal und dem Burgereziel in Bern umgesetzt werden. Mit lokal gewonnenen Materialien und innovativen Ansätzen bieten solche Bauprojekte sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile, die Investoren eine attraktive Möglichkeit bieten, in nachhaltige und zukunftsorientierte Bauvorhaben zu investieren.

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Autor: Patrick Suppiger, Geschäftsführer, BETONSUISSE 

Inhalt erstellt in Zusammenarbeit mit BETONSUISSE

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