Beton im Nachhaltigkeitskontext, Teil 1 – Was gilt es zu beachten?

Warum der Baustoff Beton die Basis für nachhaltiges Bauen ist. Und welche drei Dimensionen man dabei beachten sollte.

Beton braucht zur Herstellung Energie und verursacht CO2-Ausstoss. Für manche zu viel. Beton bindet aber vor allem ein enormes Potential, wenn es um langfristig nachhaltiges Bauen geht. Bei Themen wie Reuse, Recycling und Kreislaufwirtschaft ist das vielseitig einsetzbare Baumaterial ganz vorne mit dabei und relativiert die Energie- und CO2-Thematik. Um sein Potential voll ausschöpfen zu können, sind Aspekte aus den drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziologie relevant.

Nachhaltigkeit, ein Begriff der über Ökologie hinausgeht

Nachhaltigkeit ist in aller Munde und wird von unterschiedlichen Anspruchsgruppen zum Teil mit Vehemenz eingefordert. Immer mehr auch im Bausektor. Gemäss Bundesamt für Energie entfallen rund 45 Prozent des Energieverbrauchs auf den Gebäudesektor, jeweils hälftig für Erstellung und Betrieb. Beim Thema Nachhaltigkeit geht es aber um weit mehr als um Umweltschutz und Ressourcenschonung. Erst wenn man soziale bzw. soziologische und ökonomische Faktoren berücksichtigt, adressieren wir das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich. Beton kann hier eine tragende Rolle übernehmen. Denn Beton ist heute einer der wichtigsten Baustoffe überhaupt. Die Verwendungsmöglichkeiten scheinen dabei unbegrenzt, sei es im Hoch- und Industriebau, Wasser-, Tief- und Tunnelbau oder Brücken- und Verkehrswegbau. Wichtig ist es, diesen gezielt einzusetzen und seine Vorteile voll und ganz auszuschöpfen.

Soziologisch nachhaltiges Bauen

Schnell und möglichst günstig ein Gebäude hochzuziehen, kann verlockend sein. In der Vergangenheit sind darum leider oft Quartiere entstanden, die für Ihre Bewohner oder die darin tätigen Unternehmen keinen gesellschaftlich relevanten Mehrwert bieten. Wegen des Einsatzes von Sichtbeton wurden die Siedlungen dann Betonwüsten getauft. Zu Unrecht. Weitsichtiges Bauen sollte grundsätzlich gesellschaftsverträgliche Nachhaltigkeit begründen. Und Beton kann dabei mit vielen spannenden Innovationen einen substanziellen Beitrag leisten. Zum Beispiel bieten Textil-, Faser- und andere Betonsorten Bauherrschaften und Planungsbüros neue Möglichkeiten, die Masse zu reduzieren. Oder dank einer Bauteilaktivierung kann der Beton als Speicher genutzt werden und damit geheizt und gekühlt werden. Spannend wird es dann, wenn dadurch die Geschosshöhen verkleinert und bei gleichbleibender Raumstruktur ein zusätzliches Geschoss gebaut werden kann.

Dank Beton wird auch neue Architektur möglich, die schon jetzt das Zeug zum Klassiker hat und so auch in 50 Jahren noch aktuell sein wird. Hochwertige architektonische, landschafts- und städtebauplanerische Qualitäten sind beim Bauen darum rein funktional wie formal enorm wichtig und zahlen mit jedem Jahr in ganzheitliche Nachhaltigkeit ein. Das gilt übrigens auch für Bestandsbauten aus Beton, die baukulturell wertvoll sind und dank Re-Use für weitere Generationen erlebbar bleiben.

Beton baut ökonomisch

Die einzelnen wirtschaftlichen Kostenfaktoren im Bausektor kommen immer stärker zum Tragen. Einst waren Transportkosten vernachlässigbar. Heute gehen lange Anfahrtswege ins Geld. Dazu kommen Ressourcenknappheit, Bauvorschriften, Flächenverbrauch oder das Bevölkerungswachstum. Alles Faktoren, denen man begegnen muss. Beton geniesst den Vorteil, dass die gesamte Wertschöpfungskette in der Schweiz liegt. Alle Bestandteile stammen aus der Schweiz, warum nur sehr geringe Transportwege notwendig sind.

Die Nachhaltigkeit eines Baustoffs ist am ehesten gewährleistet, wenn in seiner Produktion und Entsorgung möglichst wenig Ressourcen verbraucht werden (natürliche, soziale und ökonomische) und die für das Bauen erforderlich Qualität gewährleistet ist. Für den Baustoff Beton liegen die Schwerpunkte im Senken der CO2-Emissionen bei der Zementherstellung einerseits und dem Recycling des Betongranulats aus dem Rückbau des bestehenden Bauwerks andererseits. Die Zementindustrie konnte seit 1990 bereits 43 % der CO2-Emissionen reduzieren.

Beim Recycling sieht es noch besser aus: Bei Betonabbruch werden bis nahe zu 95 % für Recyclingbeton wiederverwendet. Das bringt Ressourcen zurück in den Kreislauf und senkt Kosten. Es gibt wohl kaum ein Baustoff, der sich mehr in die Kreislaufwirtschaft einbringt. Beton hilft so, eine nachhaltig wirtschaftliche Bauwirtschaft zu sichern – und damit Jobs und Perspektiven für die Zukunft.

Beton baut auf Ökologie

Betrachtet man das Thema nachhaltiges Bauen ganzheitlich und berücksichtigt die zwei Dimensionen Soziologie und Ökonomie, so zahlen diese immer in die Dimension Ökologie ein. Aber Beton kann hier noch viel mehr beisteuern. Die Kreislauffähigkeit von Beton verbessert sich von Jahr zu Jahr. Dank Reuse von Bestandsgebäuden, dem Einsatz von Recycling-Beton oder der Begrünung von Aussenfassaden kann Beton aktiv an einer ökologisch wie ganzheitlich nachhaltigen Bauzukunft mitbauen. Beton mischt in der Circle Econonmy ganz vorne mit. Und im Falle von Reuse und der baulichen Aufwertung bestehender Bauten wird zudem architektonisches Kulturgut geschützt und für weitere Generationen zugänglich gemacht. Und: Gebäude mit einem geringeren ökologischen Fussabdruck können meist zu einem höheren Preis verkauft werden.

Nachhaltig bauen mit Beton

Beton ist ein Baustoff, der in verschiedenen Dimensionen für nachhaltiges Bauen steht. Beton besteht aus den natürlichen Rohstoffen Wasser, Sand und Kies. Gemischt mit Zement ergeben sie Beton. Sie werden lokal auf kurzen Transportwegen beschafft. Und bei der Herstellung kommen heute ressourcenschonende und energieeffiziente Techniken zum Einsatz. Darüber hinaus bietet der Baustoff Beton viele Nachhaltigkeitsaspekte beim Verbauen.

Nachhaltiges Bauen bedeutet auch, zukünftigen Generationen eine intakte und lebenswerte Umwelt zu überlassen. Wirtschaftliche wie architektonische Dauerhaftigkeit, langfristig gesellschaftlicher Nutzen und ressourcenbewusster Einsatz von Baustoffen sorgen dafür, dass Bauwerke aus Beton nachhaltig im Sinne aller drei Dimensionen – Ökologie, Ökonomie und Soziales – sind.

Autor: Patrick Suppiger, Geschäftsführer, BETONSUISSE

Weitere Informationen unter beton2030.ch

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