Sie haben das Social Sustainability Data-Framework SOSDA mitentwickelt. Was ist SOSDA und worauf lassen sich institutionelle Eigentümer ein, wenn sie die soziale Nachhaltigkeit ihrer Immobilienportfolios anhand von SOSDA-Kennzahlen messen?
SOSDA ist ein Kennzahlenset, Benchmark und Werkzeugkasten, mit dem die soziale Performance von Immobilienportfolios gemessen, verglichen und optimiert werden kann. Wir haben das Framework in engem Austausch mit Portfolioverantwortlichen entwickelt und an Portfolios von Anlagestiftungen, Fonds und gemeinnützigen Eigentümern getestet.
SOSDA unterscheidet sich von anderen Nachhaltigkeitsinitiativen, weil unsere neun Kennzahlen «nur» die soziale Nachhaltigkeit messen und sich auf Outcomes konzentrieren, die vom Asset Management und der Bewirtschaftung beeinflusst werden können. Es geht also nicht darum, dass Portfolioverantwortliche Massnahmen auslösen, sondern ob sie damit einen messbaren sozialen Mehrwert schaffen.
Dabei unterscheiden wir zwischen drei Scopes: In Scope 1 geht es um das Mietverhältnis bzw. die Mieterzufriedenheit mit dem Objekt und der Liegenschaftsverwaltung. Scope 2 dreht sich um die Nachbarschaft, genauer gesagt: um die Mieterzufriedenheit mit dem Wohnumfeld und dem nachbarschaftlichen Verhältnis. Der Fokus von Scope 3 liegt auf dem gesellschaftlichen Mehrwert: dem Anteil bezahlbarer Wohnungen, der Belegungsdichte und den Vermietungsquoten für ausgewählte Zielgruppen.
Für die Bewertung der sozialen Performance berechnen wir Benchmarks: Eigentümer, die ihre Portfolios über die soziale Nachhaltigkeit positionieren, sollten die Benchmarks übertreffen. Wer die soziale Performance optimieren will, kann sie auf Liegenschaftsebene überprüfen und gezielt in die soziale Ertüchtigung des Bestands investieren.
Ein zentrales Kriterium bei der Entwicklung von SOSDA war immer, den Aufwand für Portfolioverantwortliche zu minimieren. Für das Benchmarking 2024 haben wir ein Erhebungskonzept entwickelt, das uns ermöglicht, die Scope 3-Kennzahlen zur Bezahlbarkeit und zur Belegung auf der Basis von Wohnungsspiegeln mit Angaben zur Zimmerzahl, Wohnfläche, Nettomiete und dem eidgenössischen Gebäudeidentifikator zu berechnen. Für das Benchmarking 2025 werden wir das Erhebungskonzept für die Bewirtschaftungsdaten für die Scope 3-Kennzahlen zu den Vermietungsquoten optimieren und die Resultate von Mieterbefragungen für die Berechnung der Scope 1 und 2-Kennzahlen zur Mieterzufriedenheit aufbereiten. Interessierte, die beim Benchmarking 2025 teilnehmen möchten, können sich unter info@sosda.ch bei uns melden. Weitere Informationen und Publikationen zu SOSDA gibt es auf www.sosda.ch.
Zur Person: Dr. Joëlle Zimmerli ist Geschäftsführerin des 2011 gegründeten sozialwissenschaftlichen Planungsbüros Zimraum. Die promovierte Soziologin ist Verwaltungsrätin bei Zug Estates und Gartenmann Engineering. Sie beschäftigt sich seit über fünfzehn Jahren mit der sozialen Nachhaltigkeit von Arealen und Immobilienportfolios.