Die UBS hat öffentlich verkündet, dass sie 2026 mit den in der Schweiz domizilierten Anlagelösungen nicht mehr am GRESB teilnehmen wird. Was bedeutet dies für die nachhaltige Entwicklung des Schweizer Gebäudebestands? Wir ordnen diesen Entscheid ein.
Die UBS hat am 29. August dieses Jahres auf Ihrer Website verkündet, dass sie 2026 mit ihren Immobiliengefässen, welche auf den Heimmarkt ausgerichtet sind, nicht mehr am GRESB teilnehmen wird. Gleichzeitig bekräftigen sie ihre Ambition, «ihr gesamtes Immobilienportfolio weiterhin so auszurichten, dass es auch den Bedürfnissen der nächsten Generation entspricht». Stehen die Aussagen im Widerspruch zueinander? Nein, und zwar aus den folgenden Gründen.
Im Immobilienbestand sind zwei Grundtypen von Standards zu unterscheiden: die einen prüfen die nachhaltige Ausrichtung der Organisation (Managementsystem) und die anderen fokussieren auf die Leistung der Gebäude (Performance). GRESB gehört grundsätzlich zur ersten, SSREI zur zweiten Kategorie. So definiert der Standard GRESB die Elemente, welche zu einer nachhaltigen Führung von Immobilienorganisationen gehören. Dabei verfolgt GRESB einen umfassenden Stakeholder-Ansatz unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der natürlichen Umwelt, des Personals, der Lieferanten, der Mieterschaft sowie der Standortgemeinden. Erst seit kurzem bewertet GRESB auch die Performance des Portfolios, nämlich den Energiebedarf (Scope 1) sowie neu auch der Wasserverbrauch und das Abfallaufkommen. Ansonsten beeinflusst die Gebäudequalität die GRESB-Bewertung nicht. Teilnehmer, welche die nachhaltige Qualität ihres Portfolios nach anerkannten Standards – wie dem SSREI – analysieren, können damit zwar punkten. Doch diese Ratings fliessen nicht in die Bewertung von GRESB ein. Die Logik von GRESB ist, dass Firmen, die sich gemäss den Anforderungen von GRESB organisieren, letztlich auch nachhaltig performen.
Die Absage von UBS an GRESB bedeutet somit einzig und allein, dass sie ihre Organisation inklusive die Verbrauchsdaten nicht mehr extern überprüfen lassen. Sie begründen dies damit, dass sie zu den Pionieren in Sachen Nachhaltigkeit gehören und die relevanten Prozesse und Strukturen vollständig in die Normalorganisation integriert hätten und daher robust seien. UBS rechnet mit dem Vertrauen der Endinvestoren, dass sie ihre Prozesse im Griff haben, wozu es einigen Grund gibt (siehe Kästchen).
Aber natürlich gibt es auf der Performance-Ebene noch viel Potenzial, zu dessen Ausschöpfung sich die UBS bewusst «an der nationalen Gesetzgebung und lokalen Standards, die sich über die letzten Jahre bedeutend weiterentwickelt haben», orientieren will. Explizit nennen sie dabei REIDA, der aber «nur» Scope 1 von Energie und CO2 abdeckt. Wie wir aus der offiziellen Schweizer Norm SIA 112/1 «Nachhaltiges Bauen – Hochbau» sowie aus den einschlägigen Bewertungsrichtlinien (u.a. NUWEL) wissen, muss die Nachhaltigkeit – oder eben, die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft – breiter gedacht werden. Hält UBS ihr Wort, dann müssten nun jene Performance-Standards vermehrt an Bedeutung gewinnen, welche eben zu dieser besseren Welt im umfassenden Sinne beitragen.
Zur Person: Elvira Bieri ist Geschäftsführerin der SSREI AG. 1996-2000 verantwortete sie die Umweltmanagementsystem-Zertifizierungen nach ISO 14001 bei SGS. 2005 kehrte sie als Managing Director zur SGS zurück – eine Funktion, welche sie bis Ende 2021 innehatte. Sie ist zudem Lehrbeauftragte an der Universität Luzern und als Verwaltungsrätin tätig.