Konsolidierung und Weiterentwicklung der Schweizer Gebäudelabels

Am 13. September 2023 wurden die Versionen 2023 der Schweizer Gebäudestandards GEAK, Minergie, Ecobau, SNBS erstmals vorgestellt.

Im Rahmen der Revisionen Minergie und SNBS wurden Einzelgebäude und Areale in zwei verschiedene Standards aufgeteilt und ersetzen damit den Vorgänger «2000-Watt-Areale». Generell wurden Kriterien ausgesondert, zusammengeführt, inhaltlich präzisiert sowie mit neuen Anforderungen ergänzt. Zudem wurden die Energie- und Klimaberechnungen der Gebäudelabels vereinheitlicht sowie thematisch auf die Erstellung ausgeweitet (Stichwort: Graue Energie). Alle Normen sind und bleiben aufeinander abgestimmt.

Welches sind die wesentlichen Änderungen?

Was die Änderungen von GEAK., Minergie und Minergie-ECO anbelangt, so verweisen wir auf den Minergie-Newsletter 4/2023, der am 21. September 2023 veröffentlicht wurde. Andreas Meyer, der Geschäftsführer von Minergie, fasst dort die wesentlichen Anpassungen in knappen und verständlichen Worten zusammen.

Beim SNBS-Hochbau wurde der Anforderungskatalog von 45 auf 35 Kriterien (wie sie neu heissen) reduziert. Ausgesondert wurden zum einen jene Kriterien, welche den aktuellen Bauvorschriften entsprechen und daher im Rahmen von ordentlichen Baubewilligungsverfahren ohnehin geprüft werden (bspw. technische Erschliessung, Altlasten), sowie zum anderen jene, welche in der Bauphase nur mit Richtwerten belegt werden können und sich erst im Bestand zuverlässig bewerten lassen. Dabei handelt es sich insbesondere um die marktrelevanten Themen wie Marktpreis oder Leerstand. Die Kriterien, die letztlich Arealcharakter haben (wie feinmaschige Erschliessung oder Abfallentsorgung), wurden in den „SNBS-Areal“ überführt. Des Weiteren wurden Kriterien gleicher inhaltlicher Ausrichtung zusammengeführt, insbesondere jene betreffend soziale Begegnungsmöglichkeiten im Innen- und Aussenraum respektive Grundversorgung und Erreichbarkeit. Gebrauchsqualität wurde ins Kriterium „Städtebau und Architektur“ integriert. Neu hat auch der SNBS-Hochbau die Scope 3-Betrachtung in die Anforderungen mitaufgenommen und verlangt entsprechende Berechnungen. Schliesslich wurden die Anforderungen an die Elektromobilität verschärft.

Der SNBS bleibt trotz Kürzung der Anzahl Kriterien ein umfassendes Konzept, das sich – wie auch der SSREI – inhaltlich am „SIA 112/1: 2017 – Nachhaltiges Bauen – Hochbau“ orientiert, was so auch explizit auf der Website von NNBS festgehalten ist.

Die beiden Labels Minergie-Areal und SNBS-Areal, die das Label 2000-Watt-Areal ersetzen, unterscheiden sich analog zu den Standards für Einzelgebäude. Minergie-Areal zeichnet Areale aus, deren Einzelgebäude den Standard Minergie erfüllen und darüber hinaus den Aussenraum, die Organisation sowie die Mobilität berücksichtigen.

Das SNBS-Areal fokussiert auf die Areal-bezogenen Themen, verlangt aber von den einzelnen Gebäuden keine SNBS-Komformität. Dafür sind neue Themen hinzugekommen wie Arealentwicklung, Zugang und Erschliessung des Areals (vormals im SNBS-Hochbau), bezahlbare Nutzungen, Konnektivität, Energiekonzept, Betriebsoptimierung sowie Kreislaufwirtschaft in der Nutzung.

Nur noch eine Zertifizierungsplattform und eine Betriebsorganisation für die Zertifizierung

Alle Zertifizierungsanträge kann man ab Herbst 2023 auf derselben Label-Plattform erfassen und einreichen. So lassen sich die unterschiedlichen Label bereits bei der Antragsstellung vergleichen, und auch Mehrfachzertifizierungen sind möglich. Der Aufwand für die Zertifizierung sinkt dadurch für Antragstellende und Zertifizierungsstellen. Für Bauherrschaften und Planende bedeuten die Harmonisierungen eine Vereinfachung. Die Übersicht über die laufenden Zertifizierungen wird besser.

Die Fäden für Zertifizierung, Qualitätssicherung, Kommunikation und Weiterbildung der Schweizer Gebäudelabel laufen beim Verein Minergie als einziger Betriebsorganisation zusammen. Mit diesen Synergien wird künftig ein selbsttragender Betrieb aller Label ermöglicht. Die regelmässige Abstimmung im übergeordneten Koordinationsgremium erlaubt es zudem, mit einer gemeinsamen Strategie den Beitrag zu den Zielen der Energie- und Klimapolitik der Schweiz sowie zur Strategie Nachhaltige Entwicklung gezielt und koordiniert weiter voranzutreiben.

Weiterführende Informationen:

Faktenblätter zu den neuen Label

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