Interview mit Ivo Bracher

Ivo Bracher, Gründer und Verwaltungsratspräsident der bonainvest Holding AG, einer Immobiliengesellschaft für vernetztes Wohnen mit nachhaltiger Architektur, baulichen Mehrwerten und individuellen Wohnservices, für alle Generationen.
Wer sind Sie?

Ich bin ein neugieriger Mensch, der gerne gemeinsam mit anderen Lösungen entwickelt. Nach meiner Matura in Solothurn und dem Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Bern war ich zunächst in der Kanzlei meines Vaters tätig und sammelte dort Erfahrung im Immobilienbereich und war bei Baugenossenschaften beteiligt. Früh beschäftigte ich mich auch mit Informatik, unter anderem als Mitgründer und Geschäftsführer der juristischen Datenbank Swisslex.

Seit Ende der 1980er Jahre engagiere ich mich vor allem für altersgerechtes Wohnen: In Biberist war ich am Bau der Alterssiedlung Läbesgarte beteiligt und gründete die Gesellschaft für die Beratung von Alters- und Pflegeheimen (GBA), um Pflegeheime in der Deutschschweiz zu beraten. Daraus entwickelte sich das Konzept bonacasa – ein neuer Standard für generationengerechtes Wohnen, der Immobilien mit digitalen Services, Sicherheit und Komfort verbindet.

Um diese Vision umzusetzen, habe ich die bonainvest AG gegründet, die inzwischen über 1500 generationentaugliche Wohnungen realisiert oder im Bau hat. Als Präsident der bonainvest Holding AG setze ich mich weiterhin dafür ein, dass modernes, sicheres und komfortables Wohnen für alle Generationen zugänglich bleibt.

Vor welchen Herausforderungen steht die Immobilienwelt aufgrund der demografischen Entwicklung?

Der demografische Wandel fordert uns alle: In der Schweiz werden in den nächsten 25 Jahren rund 670’000 Menschen mehr als heute über 80 Jahre alt sein. Immer mehr Menschen leben allein – und schon heute fehlt es landesweit an Pflegekräften. Gleichzeitig haben sich die Bedürfnisse und Ansprüche der älteren Menschen geändert. Ich habe schon vor Jahren mit unseren Partnern begonnen, Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen. Eines meiner Mottos lautet: «There are no problems, just challenges». Deshalb braucht es neue, unkonventionelle Denkweisen und innovative Lösungen. So sind bonacasa und bonacasa Living entstanden – sowie bonainvest als Umsetzungsfirma.

bonainvest verfolgt ein einzigartiges Geschäftsmodell. Könnten Sie uns dieses kurz erläutern?

Jede Wohnung soll ökologisch mustergültig und hindernisfrei sein. Ferner vernetzen wir dank bonacasa die Bewohnenden proaktiv; so entstehen lebendige Siedlungen für Menschen in allen Lebenslagen. Unser Ziel ist es, dass die Menschen so lange wie möglich, idealerweise bis zum Lebensende, selbstbestimmt in ihrer Wohnung bleiben können. Dies ermöglicht die eigenständige Firma bonacasa AG, welche von bonainvest aufgebaut wurde und heute mehrheitlich Family Offices und zu 40% bonainvest gehört.

Welche Umstände hat Sie zur Lancierung dieses Geschäftsmodells bewogen?

Ich habe als junger Anwalt einerseits den Weg meiner Grossmutter gemeinsam mit meiner Mutter begleitet – vom Einfamilienhaus ins Altersheim und später ins Pflegeheim. Parallel dazu wurde ich Präsident der Genossenschaft Läbesgarte, die damals ein Alters- und Pflegeheim mit 60 Betten betrieb. Heute sind es 110 Betten mit 300 Mitarbeitenden (zu Beginn waren es 50). Auch später habe ich mit meiner eigenen Mutter die Ängste und Nöte älterer Menschen kennengelernt.

Als ich vor rund 20 Jahren meinen Vorstand des Läbesgarte an einer Strategiesitzung fragte, wer im Alter von 70 freiwillig zu uns ins Altersheim umziehen möchte, erntete ich betretenes Schweigen. Am Tag darauf habe ich bonacasa gegründet. Die demografische Entwicklung, gekoppelt mit der Personalknappheit im Pflegesektor, aber eben auch mit den geänderten Nutzerwünschen, verlangt nach anderen Wegen.

Steht bonainvest auch für Generationenwohnen?

Untersuchungen zeigen klar, dass für die meisten Menschen erstens das Bleiben in der eigenen Wohnung und zweitens das Verbleiben im vertrauten Quartier im Vordergrund steht.

bonainvest baut deshalb seit 15 Jahren jede Wohnung konsequent hindernisfrei und damit generationentauglich. Wenn immer möglich, entsteht so auch die gewünschte Durchmischung der Generationen.

Erhalten Sie Subventionen von den Gemeinden?

Nein, aber viele Gemeinden haben erkannt: Wenn sie Grundstücke an bonainvest verkaufen oder im Baurecht zur Verfügung stellen und bonacasa den Betrieb übernimmt, profitieren alle Beteiligten. Somit koppeln die Gemeinden einen fairen Grundstückspreis mit einem klaren Leistungsauftrag. Gleichzeitig führt das Modell zu Einsparungen: Durch die Integration von clever genutzten Gemeinschaftsräumen und deren Betrieb durch bonacasa entstehen geringere Betriebskosten pro Wohnung. Das entlastet langfristig auch die öffentliche Hand – insbesondere in Zeiten, in denen das Mengenwachstum von Alters- und Pflegeheimen die Gemeinden stark fordert.

Alters- und Pflegeheime sind oft ein Damoklesschwert für die Bewohnenden. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass die alten Leute aus ihrer sozialen Isolation herauskommen können. Was tragen Sie mit Ihrem Modell dazu bei?

bonainvest integriert in den selbst entwickelten Überbauungen bewusst Gemeinschaftsräume mit Living Kitchen, Fitnessbereiche, Physiotherapien, Arztpraxen, Kitas und mehr. Ergänzt wird dieses Angebot durch die Concierge-Dienste von bonacasa, welche die Bewohnenden aktiv vernetzen und unterstützen.

Mit «bonacasa Living» haben Sie Ihr Angebot um das Luxussegment erweitert. Findet dies Absatz?

bonacasa Living in Unterägeri mag auf den ersten Blick wegen der schönen Lage mit Seesicht und des umfangreichen Leistungsangebotes wie Luxus erscheinen. Doch der Eindruck täuscht: Die dort erstellten Wohnungen sind pro Monat um einen vierstelligen Betrag günstiger als ein herkömmlicher Platz im Altersheim oder einer klassischen Altersresidenz.

Dabei ist das Wohnerlebnis aber ein völlig anderes: Über 50 % der Bewohnenden trainieren täglich im hauseigenen Fitnessbereich. Die Bewohnenden organisieren sich selbst, und gemeinsam mit den Concierges finden täglich ein bis vier Aktivitäten statt. Auch ein Besuch in bonacasa Living Balsthal zeigt: Dort leben zufriedene Menschen, die sich aktiv im Alltag einbringen, regelmässig im eigenen Fitnessbereich trainieren und von der Concierge-Vernetzung sowie den Gemeinschaftsräumen profitieren – und das zu einem Preis von rund CHF 300.- pro Monat mehr als eine durchschnittliche Miete einer aktuellen Wohnung.

Luxus? Nein – ein aktives, selbstbestimmtes Leben, ermöglicht durch das Zusammenspiel von bonainvest als Investorin, bonacasa als Betreiberin und den Bewohnenden selbst.

Wie entwickelt sich Ihr Geschäftsmodell? Was ist in der Planung?

bonainvest und bonacasa verstehen sich als starke Partner für Gemeinden, Projektentwickler, Architekten und Investoren in der Schweiz. Gemeinsam entwickeln sie einzigartige, zukunftstaugliche Wohnanlagen – mit dem Ziel, Lebensfreude, Sicherheit und Gemeinschaft zu fördern.

Abschlussfrage: Wo sehen Sie bonainvest in 5 Jahren?

bonainvest wird rund 2’000 Wohnungen nach den bonacasa Standards gebaut haben. Alle Gebäude sind punkto ESG vorbildlich. Die Bewohnenden profitieren von Sicherheit, aktiver Vernetzung und einem umfassenden Dienstleistungsangebot. Die ausbezahlte Rendite für die Investoren wird ca. 3% betragen. Ein konsequent nachhaltiges Anlageprodukt – und ein echtes Win-Win-Win für Bewohnende, Gemeinden und Aktionäre.

Herzlichen Dank, Herr Bracher, für Ihre Zeit und das interessante Gespräch.
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