Ein professioneller Unterhalt ist die halbe Miete eines nachhaltigen Gebäudes. Man verlängert die Lebensdauer und bewahrt das Gebäude vor vorzeitigem Abbruch, was aus Sicht der Ökologie und Ökonomie anzustreben ist. Herr Heitzmann, Sie prüfen im Rahmen der SSREI-Verifikationen den Bereich «Facility Management». Was sind Ihre Erfahrungen?
Es gibt grosse Unterschiede in der Methodik, wie Eigentümer den Unterhalt ihrer Gebäude sicherstellen. Der meistverbreitete Ansatz ist die Delegation an die Verwaltung mit einem sehr generell umschriebenen Auftrag. Die Organisation und Qualität des Unterhalts hängen dann stark von der Verwaltung ab. Die Kompetenz der Verwaltung für die korrekte Aufsetzung der Wartungsverträge der technischen Installationen sind teilweise ungenügend. Das Resultat ist ein inkonsistenter Unterhalt und stark unterschiedliche Betriebskosten pro m2 über das Portfolio. Es ist zu einfach, den vom Lieferanten des Anlageteils oder vom Installateur vorgeschlagenen Wartungsvertrag zu unterschreiben. Die Wartungspflichtenhefte sollten von einer unabhängigen Fachperson erstellt und die Angebote geprüft werden. Im strategischen Austausch zwischen Eigentümer, Verwaltung und Fachperson können die Wartungsverträge danach für das Portfolio aufgesetzt werden. Der Erfolg liegt wie so oft im Detail. Die Verantwortung für einen hochstehenden Gebäudeunterhalt zu marktgerechten Preisen liegt beim Eigentümer. Die Umsetzung kann an die Verwaltung delegiert werden, jedoch mit klaren Vorgaben und regelmässigem Reporting. Eine Qualitätssicherung habe ich erstaunlicherweise noch bei keinem Portfolio angetroffen. Da ist der Unterschied zu anderen Industrien frappant. Es gibt grosses Verbesserungspotential.
Zur Person: Lukas Heitzmann, diplomierter HLK-Ingenieur, ist Gründer und leitender Partner der Firma EnerCity SA. Diese berät vorwiegend grosse Gebäudeeigentümer in Themen Energie, FM-Organisation, Betriebskosten und Dekarbonisierung. Die Unternehmensgruppe ist vorwiegend in der Westschweiz aktiv und beschäftigt 57 Personen.