Frau Horvath, im Zuge der Klimaerwärmung häufen sich auch die Naturkatastrophen – und die Situation wird sich wohl noch verschärfen. Ist die Schweiz hierfür gewappnet? Was bedeutet dies für die Gebäudeversicherungen?
Wie die SRF-Tagesschau am 3.7.2024 berichtete, sind gut 60% der Gebäude in der Schweiz ungenügend gegen Hochwasser geschützt. Das entspricht rund 1.3 Mio. Gebäuden mit einem Neuwert von 2300 Mrd. CHF. Im Normalfall sind die Oberflächenabflüsse 5-10cm erhöht, so Olivia Romppainen, Co-Leiterin des Mobiliar Labs für Naturrisiken an der Universität Bern, im Beitrag. Dies reicht jedoch bereits aus, um Keller und Tiefgaragen zu überschwemmen.
Quelle: www.hochwasserrisiko.ch
Rein durch die schiere Menge an Gebäuden, die von dieser Gefahr bedroht sind, können erhebliche Schäden mit hohen Wiederherstellungskosten entstehen. Das sind Kosten, welche die Gebäudeversicherungen und in der Folge via Prämien die Immobilieneigentümer zu tragen haben.
Zusätzlich zu den eigentlichen Schadenbehebungskosten fallen auf Seiten der Liegenschaftsbesitzenden aber auch Aufwände für Umtriebe an. Deshalb sind Naturgefahren relevant für den Ertragswert einer Liegenschaft.
Es wird nun darüber nachgedacht, Objektschutz wie bspw. die Erstellung von Wassersperren oder die Erhöhung von Lichtschächten einzufordern. So engagieren sich einige Gebäudeversicherungen bereits in der Elementarschadenprävention. Dabei unterstützen sie Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer in der Planung von Objektschutzmassnahmen und beteiligen sich finanziell an der Umsetzung der entsprechenden Massnahmen.
Die Erkenntnisse, welche ich im Rahmen meiner Tätigkeit im SSREI-Prüfgremium gewinnen konnte, decken sich dabei mit den Aussagen im SRF-Beitrag: Das Schadensrisiko ist in den seltensten Fällen jemals systematisch aufgearbeitet worden. Bei der Bestandsbewertung nach SSREI werden die Eigentümer nun dazu aufgefordert. Aus den Ergebnissen der Evaluation lassen sich schliesslich die nötigen Präventionsmassnahmen ableiten.
Zur Person: Antje Horvath ist Leiterin Versicherung bei der Solothurnischen Gebäudeversicherung. Vormals leitete sie die Minergie-Fachstelle des Kantons Zürich. Frau Horvath ist Mitglied im SSREI-Prüfungsgremium und hat bei der Bestimmung der Bewertungs-Indikatoren zu den Umweltthemen sowie Naturgefahren massgeblich mitgewirkt.