Die Klimaeffizienz eines Gebäudes wird durch seine Bauweise und die Haustechnik bestimmt. Doch nicht nur, denn einen wesentlichen Beitrag leistet die Art, wie das Gebäude betrieben wird. Folgend finden Sie fünf Statements dazu.
1. Heizungsersatz: Richtig und wichtig, aber nicht genügend.
Der Heizungsersatz gilt als Haupthebel im Kampf gegen CO₂-Emissionen im Gebäudebereich. Zu Recht, denn die immer noch bestehenden fossilen Heizsysteme sind für einen grossen Teil der ca. 25 % Treibhausgasemissionen aus dem Schweizer Gebäudepark verantwortlich. Doch der Heizungsersatz allein lässt viel Potenzial ungenutzt und schafft teilweise sogar neue Herausforderungen. Beim Heizungsersatz braucht es deshalb zusätzlich Effizienzmassnahmen oder sogar eine durchdachte Gesamtsanierung. Für eine schnelle und wirkungsvolle Energiewende gibt es im Betrieb ausserdem «Low-Hanging Fruits».
2. 15% Einsparen dank Betriebsoptimierung
Gerade im Gebäudebestand liegen zahlreiche «Low-Hanging Fruits» brach – kleine Optimierungen, die ohne bauliche Eingriffe sofort Wirkung zeigen. Studien zeigen: Bis zu 15 % des Energieverbrauchs lassen sich allein durch Betriebsoptimierungen einsparen – ganz ohne Komforteinbussen. Doch in neun von zehn Gebäuden wird nach der ersten Inbetriebnahme weder sauber einreguliert noch für einen energieeffizienten Betrieb gesorgt. Häufig läuft die Heizung im Sommer oder das Warmwasser wird «versehentlich» rein elektrisch aufbereitet. Die Folge: Unnötig hohe Energiekosten und Emissionen. Ein gutes Beispiel für erfolgreiche Betriebsoptimierung ist das Minergie-Gebäude an der Tittwiesenstrasse in Chur, wo der Energieverbrauch markant gesenkt wurde – und das nach der Inbetriebnahme einer Minergie-Sanierung und der Zertifizierung nach Minergie-Betrieb.
3. Kleine, kostengünstige bauliche Massnahmen mit viel Wirkung
Es muss nicht immer die komplette Fassadendämmung sein: Bei einem Heizungsersatz lohnt es sich, Ausschau nach einfachen baulichen Massnahmen zu halten. Die Dämmung der Kellerdecke und der Haustür oder ein zusätzlicher Radiator senken den Energiebedarf. Die neu eingesetzte Heizung fällt dann kleiner und günstiger aus.
Darüber hinaus gelten aufeinander abgestimmte Sanierungsmassnahmen: Ist das Dach ohnehin in die Jahre gekommen, so ist eine Aufdämmung, vielleicht kombiniert mit einer neuen PV-Anlage, die richtige Lösung.
Wer also eine neue Heizung plant, sollte auch den Zustand und Wärmebedarf des Gebäudes ins Visier nehmen, denn dieser bestimmt, wie gross eine Wärmepumpe dimensioniert oder wie tief eine Erdsonde gebohrt werden muss und drückt so nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch die Kosten.
4. Effizienz im Winter greift doppelt
Besonders im Winter, wenn der Strombedarf für Wärme (im Fall von Wärmepumpen) und Licht am höchsten ist, ist das Angebot an (erneuerbarem) Strom begrenzt. In dieser Zeit wird erhöhter Bedarf häufiger mit fossilem oder nuklearem Strom gedeckt, das Netz kommt an die Leistungsgrenze – auch in der Schweiz. In Zukunft dürften dynamische Stromtarife dafür sorgen, dass deshalb der Strom im Winter teurer wird.
Mit Blick auf den Winter lohnen sich also Massnahmen zur Effizienzsteigerung mehrfach: Sie greifen dann, wenn der Bedarf am höchsten ist. Damit reduziert man einerseits die Stromrechnung für Eigentümerschaften und Nutzende und andererseits die Lastspitzen im Stromnetz.
5. Minergie-Sanierung: flexible Anforderungen mit klaren Zielen
Minergie-Sanierung gibt Orientierung: Die flexiblen Anforderungen kombinieren fossilfreie Heizsysteme mit gezielten Massnahmen zur Effizienzsteigerung – von der Gebäudehülle bis hin zur optimalen Nutzung von Solarstrom vom eigenen Dach. Gleichzeitig wird der Komfort für die Nutzenden, etwa durch Anforderungen an eine kontrollierte Lüftung, und der sommerliche Wärmeschutz gesteigert.
Ob «Low-Hanging Fruit», Heizungsersatz oder eine Minergie-Sanierung: die Massnahmen sind vielfältig, um einen fossil beheizten Bestandsbau in ein Gebäude mit Wirkung umzuwandeln. Das spiegelt sich für Eigentümerschaften nicht nur im Bedarf respektive Klimaschutz wider, worüber dann berichtet wird, sondern auch in gesenkten Kosten.
Weitere Informationen finden Sie unter Minergie-Sanierung oder unter Minergie-Betrieb.
Autorin: Sabine von Stockar, Leiterin Entwicklung und Weiterbildung und Mitglied der Geschäftsleitung Minergie, Dipl. Umweltnaturwissenschaftlerin ETHZ.