Studien belegen, dass Minergie-Gebäude 3-5% höhere Mieteinnahmen generieren als nicht zertifizierte Gebäude. Geringere Energiekosten und höherer Wohnkomfort sind die Gründe dafür. Lüftungen tragen wesentliches dazu bei.
Viele Architekten und Bauherren stehen Lüftungen kritisch gegenüber. Anschaffungskosten, Stromverbrauch, Raumbedarf, Geräuschentwicklung und Geruchsübertragung tragen unter anderem zum negativen Image bei. Dabei wird übersehen, dass die allermeisten Lüftungssysteme diese Nachteile längst überwunden haben und die Investitionen durch den reduzierten Energiebedarf bei Weitem kompensieren – vorausgesetzt, die Lüftungen werden korrekt in Betrieb genommen, ordnungsgemäss gewartet und die Einsparungen durch ein Fehlverhalten seitens der Mieterschaft nicht zunichte gemacht.
Obwohl der höhere Wohnkomfort und die Bauschadenfreiheit von Lüftungen allgemein bekannt und unbestritten sind, ist ihr Beitrag zur Energieeffizienz in der Baubranche noch wenig verankert. Verursacht wird dieser durch die Wärmerückgewinnung, deren Wirkung mit sinkenden Aussentemperaturen zunimmt. So wärmt sie die Aussenluft mit Hilfe der ausströmenden Abluft ohne weiteren Energieaufwand auf. Ein sehr angenehmer Effekt dieser Erwärmung ist die Vermeidung von Zugluft. Nun ist der Wirkungsgrad dieser Wärmerückgewinnung zwar nicht 100%, aber doch so gross (>85%), dass von einer Heizenergieeinsparung von 15-25% ausgegangen werden kann.
Wesentlich ist jedoch nicht nur das Ausmass dieser Einsparung, sondern dessen Zeitpunkt. Im Zuge der Transformation von fossilen Energieträgern auf strombetriebene Wärmepumpen ist nämlich diese Spitzendeckung, d.h. die Heizleistung bei sehr kühlen Aussentemperaturen, von besonderer Relevanz. So nimmt der Strombedarf der Wärmepumpen mit abnehmender Aussentemperatur zu. In den Wintermonaten kann diese Energie aber nur ungenügend mit dem am Gebäude produzierten PV-Strom gedeckt werden. Zurzeit ist keine Speicherlösung des überschüssigen sommerlichen PV-Stroms bekannt. Ebenso unklar ist, wie die entsprechenden Netzkapazitäten geschaffen werden können, welche die Wärmepumpen mit dem nötigen Strom versorgen sollen. Ohne zusätzliche Stromquellen wie Gas-Kombi-Kraftwerke oder AKW sind Versorgungsengpässe gewiss. Aber genau dort regt sich heftiger politischer Widerstand. Jede Heizenergie, welche die Wärmepumpen nicht erzeugen müssen, sind daher höchst relevant. Wegen der Wärmerückgewinnung leisten Lüftungen gerade in den Spitzenzeiten der Heizsaison einen erheblichen Beitrag respektive helfen, den Heizbedarf zu reduzieren. Deshalb sollten sie auf die politische Agenda kommen – wie dies in den skandinavischen Ländern längst geschehen ist, wo Lüftungen mit einer Wärmerückgewinnung gesetzlich vorgeschrieben sind.