Am 1. Januar 2025 sind die neuen RICS-Bewertungsstandards in Kraft getreten. Bereits in der Vorgängerversion von 2017 wurde der Nachhaltigkeit eine hohe Bedeutung beigemessen. An diesem Grundsatz hat die RICS in der neuen Ausgabe festgehalten und die Empfehlungen zur Nachhaltigkeit gezielt weiterentwickelt.
Die Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) ist ein führender Berufsverband von renommierten Immobilienfachleuten und Immobiliensachverständigen. Er umfasst über 140’000 Mitglieder in 140 Ländern. Die RICS Schweiz vereint über 500 Mitglieder. Analog zu den SVS (Swiss Valuation Standards) definiert RICS die übergeordneten Regeln für die Bewerter. Diese sogenannten RICS Valuation – Global Standards («Red Book») werden periodisch gemäss den aktuellen Entwicklungen überarbeitet.
Seit Anfang dieses Jahres ist nun die aktuellste Fassung in Kraft. Dazu gehört auch das Thema Nachhaltigkeit, welches in der neuen Version umfassender und detaillierter dargelegt wird als in der Vorversion von 2017. Es gilt der Grundsatz, dass die Nachhaltigkeit ein wichtiger Werttreiber von Immobilien ist, weshalb die Bewerter angehalten sind, diese Aspekte zu berücksichtigen.
Noch ist Nachhaltigkeit ein junges Feld, weshalb nicht durchgängig tangible und empirisch erhärtete Daten vorliegen, welche diese messbar machen. Das entsprechende Wissen wird nun aber laufend aufgebaut.
Welche diesbezüglichen Themen erachtet RICS nun als wertrelevant? Die folgende Auflistung gibt Aufschluss darüber:
- Natural environmental constraints (Naturgefahren)
- Non-natural constraints; contamination and hazardous substances (Altlasten und Schadstoffe)
- Transition and stranding risk (Klimaschutz)
- Circularity (Kreislaufwirtschaft)
- Social and governance considerations; location, mobility, connectivity and other property interests (Soziale Aspekte und Governance)
Auffällig ist, dass diese Liste kompatibel ist mit der Schweizer SIA-Norm 112/1 «Nachhaltiges Bauen – Hochbau», welche die Basis bildete für den SNBS-Hochbau (dem Gebäudelabel des Bundes) sowie dem SSREI (dem privatwirtschaftlich entwickelten Standard für nachhaltige Immobilienbewertung). Beide Schweizer Methoden gehen in ihren Anforderungen inhaltlich weiter.
Jedoch gilt die Aussage: Wer nach SNBS baut und den Bestand nach SSREI bewertet, liefert dem Bewerter alle relevanten Daten, um bei der Gebäudebewertung die Nachhaltigkeitskriterien gemäss den RICS-Anforderungen zu berücksichtigen.
Autor: Prof. Dr. Michael Trübestein
Hier geht’s zur Publikation «RICS Valuation – Global Standards»
Prof. Dr. Michael Trübestein ist seit 2019 Präsident der RICS Schweiz. Hauptberuflich ist er als Professor an der Hochschule Luzern mit den Schwerpunkten Real Estate Investment und Real Estate Asset Management tätig. Ferner ist er Initiator und Studiengangleiter des MScRE, dem führenden immobilienwirtschaftlichen Ausbildungsprogramm in der Schweiz.