Eine Frage an Marianne Stähler, Geschäftsführerin des Vereins ecobau

Frau Stähler, der Gebäudelabel-Zusatz «ECO», der in Kombination mit den Minergie Baustandards gewählt werden kann, ist bereits 2006 auf den Markt gekommen. Nebst der grauen Energie bzw. Treibhausgasemissionen in der Erstellung und dem Fokus auf Kreislaufwirtschaft haben Sie bereits damals die Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden auf die Agenda des nachhaltigen Bauens gebracht. Im Zentrum stand immer die Gesundheit der Nutzenden. Dazu gehören u.a. Tageslicht, Lärmschutz, Strahlungen und insbes. Emissionen aus Materialien. SSREI hat einige dieser Themen aufgenommen. Warum sind z.B. Radon und Emissionen aus Baumaterialien ein wichtiges Thema?

Gemäss Bundesamt für Gesundheit führt Radon in der Schweiz jährlich zu 200 bis 300 Todesfällen. Nach dem Rauchen ist Radon die häufigste Ursache für Lungenkrebs. Dem radioaktiven Radon wird generell zu wenig Beachtung geschenkt. Auch bei einer tiefen Risikoeinschätzung kann es für Nutzende von Keller- und Erdgeschosswohnungen direkt über dem Grund ein gesundheitliches Risiko geben. Mit einfachen baulichen Massnahmen kann dieses Gesundheitsrisiko bekämpft werden. Im Zusatz ECO geben wir dazu Massnahmen vor und verlangen deshalb eine Messung.

Schadstoffe in der Raumluft entstammen verschiedenen Quellen und sind auch deshalb ein wichtiges Thema, weil wir dichte Gebäude bauen. Gewisse Schadstoffquellen können über Jahre Beschwerden verursachen. Darum ist es sinnvoll, diesem Thema bei Neubau oder in der Renovation Beachtung zu schenken. Oftmals gibt es Vorschriften auf Bauprodukte Ebene, aber diese berücksichtigen nicht, welche Mengen im Innenraum verbaut wurden. Ob Formaldehyd, Lösemittel und andere Inhaltsstoffe die Allergien auslösen können, es gibt sie, die alternativen Bauprodukte, welche weniger oder keine Emissionen in die Raumluft emittieren.

Eine gute Erklärung ist das Merkblatt Gesundes Innenraumklima ecobau, welches die verschiedenen Schadstoffe erläutert und was man dagegen tun kann. Mit der Auswahl von eco Produkten können konkrete Produkte ausgewählt werden, die keine Schadstoffe in den Innenraum bringen.

 

Zur Person: Marianne Stähler ist seit 2021 Geschäftsleiterin von ecobau und war seit über 9 Jahren im Thema nachhaltiges Bauen für ecobau und andere Kunden tätig. Mit einem Abschluss der HSG und der Uni Basel in nachhaltiger Entwicklung vereint sie ökonomisches, soziales und ökologisches Wissen rund um das Thema Gebäude und Bauen. Dank ihrer langjährigen Beraterinnentätigkeit bei PwC und IBM kennt sie verschiedene Sichtweisen auf die Themen.

 

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